In Memoriam

Bernd Burgemeister war nicht nur einer der erfolgreichsten Produzenten im deutschen Fernsehmarkt, sondern auch vielfältig für die gesamte Produzentenschaft tätig. U.a. war er von 1998 bis zu diesem Jahr der Vorsitzende des Verbands Deutscher Fernsehproduzenten und lange Jahre Geschäftsführer der „Verwertungsgesellschaft Film Fernsehen“. Im Namen seines VFF Mitgeschaftsführers Johannes Kreile veröffentlichen wir hier einen Teil des Nachrufs auf Bernd Burgemeister.

„Er beherrschte die ganze Klaviatur des Fernsehens. Egal ob der Weihnachtsmehrteiler für Jugendliche, den das ZDF viele Jahre ausstrahlte, ob die Kriminalreihen „Das Duo“ oder „Abel“ oder „Tatort“, ob besonders anspruchsvolle Fernsehfilme wie „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, „Marias letzte Reise“ und „Das wahre Leben“ oder Kinofilme wie „Der alte Affe Angst“ oder die Oscar-gekrönte Verfilmung der Geschichte von Sophie Scholl – Bernd Burgemeister, der am Wochenende plötzlich verstorbene Produzent hat mit seinen Werken Fernseh – und Kinogeschichte geschrieben. Darüber hinaus war er seit Jahrzehnten für die Belange der Branche engagiert. Er war seit 1992 Mitglied des Vorstands und seit 1998 Vorsitzender des Bundesverbands der deutschen Fernseh-produzenten. Seit mehr als 10 Jahren war er auch Geschäftsführer der VFF Verwertungsgesellschaft der Film- und Fernsehproduzenten GmbH. Er wurde nur 63 Jahre alt.

Vor genau 30 Jahren stieg er bei seinem Kollegen und väterlichen Freund Claus Hardt bei der Münchner Firma TV 60 ein, die er zu einer der wichtigsten unabhängigen Produktionsfirmen ausbaute. Mit unermüdlichem Gespür für die Interessen des Publikums, das er gleichzeitig auch forderte, pflegte er die gehobene Unterhaltung ebenso, wie er immer wieder die wichtigsten gesellschaftspolitischen Themen in Fernsehfilmen behandelte. Bevor er im Alter von 33 Jahren selbständiger Produzent wurde, hatte er das Gewerbe von der Pike auf gelernt. Nach seinem Realschulabschluss begann er 1960 seine Ausbildung im Produktionsgewerbe und arbeitete von 1965 bis 1972 als Produktionsleiter und Herstellungsleiter, bis er 1973 vom ZDF – Progammdirektor Josef Viehöfer als Assistent engagiert wurde. Dessen Nachfolger Gerhard Prager und Dieter Stolte übernahmen ihn anschließend jeweils in dieser Funktion, bis er 1978 sich selbständig machte. Burgemeisters großer Erfolg beruhte vor allem auf seiner Bereitschaft, sich zu engagieren. War er von einem Film, einem Thema, einem Regisseur oder den Darstellern überzeugt, dann war er auch bereit mit langen Diskussionen sich darauf einzulassen, um es durchzusetzen und auf bestmögliche Weise zu verwirklichen. Nicht zuletzt dieser Eigenschaft verdankte er, dass alle immer wieder mit ihm zusammenarbeiten wollten und dass die Arbeiten entsprechend honoriert wurde. Er war der Meister des Erfolgs sowohl bei der Zuschauerquote als auch bei den Preisen von Festivals und Wettbewerben. Er war auch ein treuer Produzent seinen Schauspielern gegenüber: Senta Berger, Nina Kunzendorf, Charlotte Schwab, Anneke Kim Sarnau, Friedrich von Thun, Günther Maria Halmer wurden in seinen Produktionen immer noch populärer und er verließ sich gerne auf sie – wie sie sich auf ihn.
Bei all der Freude, die er am schöpferischen Dialog hatte und sich inhaltlich engagiere,
vergaß er nicht, dass die Rolle des Produzenten in Deutschland nicht einfach ist. Unermüdlich kämpfe er dafür, dass die Rolle der Produzenten gleichberechtigt neben den Sendern wahr-genommen wurde. In den zehn Jahren seines Vorsitzes beim Bundesverband Deutscher Fernsehproduzenten und in den zahlreichen sonstigen Ämtern, die er bekleidete – von der Filmföderungsanstalt bis zur SPIO kämpfe er dafür, dass gerade die kleinen und mittleren Produzenten neben den großen oft konzernabhängigen – Produzenten ihre Chance bekamen.
Er war es auch, der es mit großem taktischem Geschick geschafft hat, die häufig widerstrebenden Interessen der Produzenten in der neuen „Allianz Deutscher Produzenten – Film & Fernsehen“ zusammen zu fassen. Dafür zog er sich selbst von der Spitze seines Verbandes zurück, vielleicht auch um in Zukunft etwas mehr wieder seinen eigenen Interessen nachgehen zu können. Dazu ist es nicht mehr gekommen. Die deutsche Film- und Fernseh-landschaft hat einen ihrer ganz Großen verloren. Sein Sohn Sven, der bereits seit einigen Jahren in der Firma als Produzent an seiner Seite stand, wird sein Werk fortsetzen.
Niemand kann aber vergessen, was die Zuschauer und die Branche ihm alles verdanken.